Perspektiven auf den europäischen Amateurfilm vor 1989

on Zoom (9:00 -16:30 CEST), 23. September 2022.

Universität Siegen, Mediengeschichte/Visuelle Kultur

Die Veranstaltung findet digital (zoom) statt
Gefördert durch Deutsche Forschungsgemeinschaft

Online-Workshop: «Perspektiven auf den europäischen Amateurfilm vor 1989» im Rahmen des DFG-Drittmittelprojektes «Visualisierungen des Unsichtbaren – Amateurfilm und seine kulturellen Praktiken in Polen 1953 - 1989» von Dr. Margarete Wach, Universität Siegen

23. September 2022, 9:00 - 16:30 Uhr

Perspektiven auf den europäischen Amateurfilm vor 1989

Ausgehend vom Leitgedanken des Forschungsprojektes «Visualisierungen des Unsichtbaren» versteht der Workshop „Visualisierungen“ als Formen einer Bildproduktion jenseits des professionellen/offiziellen Bildumlaufs und als Ergebnis von amateurischen Medienpraktiken.
Zielte das Forschungsprojekt bisher hauptsächlich auf die polnische Amateurfilmbewegung des Kalten Krieges, so liefert der Workshop den Anlass, um über den polnischen Tellerrand hinauszublicken und nach anderen Amateurfilmkontexten vor 1989 zu fragen.
Um der Komplexität einer multiperspektivischen europäischen Betrachtung gerecht zu werden, sollen verschiedene europäische Formate der Amateurfilmproduktion und ihre jeweiligen kulturellen bzw. geopolitischen Situiertheiten anhand einer Begriffstrias diskutiert werden: Visualisierung (Praxis), Akteuren (soziale Netzwerke) und Ergebnissen (Sichtbarmachungen).
Damit stehen nicht nur Inhalte und Formen der Amateurfilme im Fokus der Untersuchung und des Austausches, sondern auch die kulturellen und sozialen Prozesse ihrer Produktion, Verbreitung und Rezeption in Bezug auf lokale und translokale Bedingungen, Medienumbrüche und gesellschaftspolitische Veränderungen im Europa des 20. Jahrhunderts.

Ziel:
Der Workshop soll kulturelle Praktiken des Amateurfilms – d.h. die Bild- und Medienpraxis sowie Handlungslogiken der Akteur*innen – in den europäischen Gesellschaften und politischen Systemen vor 1989 untersuchen. Neben Unterschieden und Spezifika der jeweiligen Amateurfilmproduktion in „Ost“ und „West“, besonders während des Kalten Krieges, steht auch die Frage nach transkulturellen Verflechtungen und Verbindungen im Fokus der Diskussion.

Zentrale Fragen:
- welche Filmgattungen (Fiction, Dokus, Animation, Experimental-, Wissenschafts-, Kulturfilm, Werbung etc.) und Genres waren zentral für die jeweiligen Produktionskontexte des europäischen Amateurfilms vor 1945 und danach?
- welche kulturellen Praktiken und Produktionskontexte können als Spezifika für die jeweilige Amateurfilmproduktion vor 1945 und während des Kalten Krieges in Ost- und Westeuropa konstatiert werden? Wo ergeben sich Gemeinsamkeiten und wo Brüche oder Grenzen einer solchen nach 1945 postulierten Ost-West-Dichotomie (bspw. durch transnationale Kontakte, Verflechtungen oder durch verwandte Phänomene wie das Arbeiter*innenmillieu in Westeuropa und die Amateurfilmförderung im Staatssozialismus) als Analyseinstrument der Forschung
- begreift man die Filme als Ausdruckmittel von Individualität und Subjektivität in Diktatur und Demokratie, welche non-konformen oder gesellschaftskritischen Darstellungsformen ergeben sich dann daraus in den unterschiedlichen europäischen Staatsformen?
- welchem Grad der staatlichen oder gesellschaftlichen Kontrolle sahen sich Amateurfilmer*innen ausgesetzt?
- Gemeinsamkeiten und Widersprüche in den Wirklichkeitsrepräsentationen der Amateurfilmproduktion als kulturelles Nischenphänomen
- welche Rolle spielt das Kollektiv/ die Gruppe bei der Amateurfilmproduktion in Ost und West? (Produktionen der Amateurfilmklubs vs. Home Movies; kollektive Arbeitsweisen in Amateufilmklubs vs. Individuum in Familienfilmen)
- welches Potential ergibt sich für die aktuelle zeit- und medienhistorische Forschung aus der Beschäftigung mit dem europäischen Amateurfilm? Welchen Beitrag leistet die Aufarbeitung der Amateurfilmbewegung als eines kulturellen Nischenphänomens und seines spezifischen Blicks auf Alltag/Familie/Tabuisierungen in europäischen Gesellschaften?
- was bedeutet die Frage nach dem „privaten“ oder „amateurischen“ Blick in Demokratie und Diktatur?
- Stand der Forschung und Zustand der Archive; Amateurfilm als visuelles Gedächtnis und Erbe

Programm

23. September 2022, 9:00 - 16:30 Uhr

9:00 - 10:30 Uhr : Panel 1 – Archive / Digitalisierung
- Margarete Wach (Köln/Siegen): Tempi passati: Recherchen in Film- und Digitalarchiven der Amateurfilmklubs in Polen
- Paolo Caneppele / Raoul Schmidt (Wien): Amateurfilme im Archiv des Österreichischen Filmmuseums Wien

10:45 - 12:15 Uhr : Panel 2 – Europäische Amateurfilmklubs vor und nach 1945
- Sarah Lauss (Wien): „Der Kino-Amateur am Scheidewege“ zwischen Familienfilm und „eigenem Schaffen“. Zum frühen österreichischen Amateurfilm
- Julia Wack (Luxemburg): Amateurfilmclubs und Ihre Praktiken im transnationalen Kontext der Großregion Saar-Lor-Lux-Wallonien in den langen 1960er Jahren

13:15 - 14:45 Uhr : Panel 3 – Historisierung: Mikrogeschichte / Grundlagenforschung
- Margarete Wach (Köln/Siegen): Filmhistorische Grundlagenforschung zwischen Empirie, Oral History und Visueller Kultur
- Linda Waack (Zürich): Visuelle Mikrogeschichte. Analytische Zugänge zu Kleinbildfilmen

15:00 - 16:30 Uhr : Podium – „Film außerhalb des Kinos”: kulturelle Praktiken des Amateurfilms in ‚Ost‘ und ‚West‘ zwischen Home Movie, Gebrauchs-, Experimental- und ambitioniertem Amateurfilm

mit
Vrääth Öhner (Wien), Moderation
Ralf Forster (Potsdam)
Claus Löser (Berlin)
Yvonne Zimmermann (Marburg)

Kontakt
margarete.Wach@uni-siegen.de
https://visualisierungen-des-unsichtbaren.de/